Ronny Keller: „Man muss es hinnehmen, akzeptieren, abhaken und weitermachen“

Ronny Keller ist nach einem Check mit dem EHC Olten seit 2013 querschnittgelähmt. Silvano Beltrametti ist seit einem Sturz auf der Abfahrt 2001 auf den Rollstuhl angewiesen. Wie gehen sie mit ihrem ‘neuen’ Leben um? – Teil 2.

10. Dez. 2022

Eishockey und der Skirennsport sind nicht gerade Sportarten mit dem geringsten Risiko. Dem sind und waren sich die beiden Männer bewusst. „Dass meine Karriere auf diese Weise enden würde, hatte ich natürlich nicht im Kopf“, sagt Keller, der beim Unfall 34 Jahre alt war und durchaus Gedanken an den Rücktritt hatte. Geholfen habe in der Zeit danach der Ehrgeiz als Sportler: „Es war wie ein Wettkampf, ich griff auf Erfahrungen aus dem Sport zurück“, so Keller gegenüber der Schweizer Paraplegiker-Gruppe und Beltrametti fügt an: „Durch Sport wirst du mental stärker.“ 

 

Vertrauen war für beide Sportler direkt nach dem Unfall und in der Reha ein Schlüsselwort. „Mit Vertrauen zueinander war die Zusammenarbeit einfacher“, sagt Beltrametti und spricht damit in erster Linie die Aussagen der Ärztinnen und Ärzte und des Pflegepersonals an. „Von meinem engsten Umfeld spürte ich sofort grossen Support, auch von meinem damaligen Arbeitgeber – was mir auch wiederum Hoffnung und Vertrauen zurückgab“, meint Keller zu diesem Punkt. So hat er auch in kritischen Momenten Vertrauen geschöpft und von Erfahrungen aus dem Sport gezerrt: „Man muss es hinnehmen, akzeptieren, abhaken und weitermachen.“ 

 

Sport ist immer noch wichtig 

In Nottwil gibt es ein umfangreiches Sportangebot, aber Beltrametti kam schon vor seinem Unfall mit dem Parasport in Kontakt: „Zwei Jahre vor meinem Unfall testete ich im Kaunertal Ski und sah auf dem Parkplatz, wie behände ein Mann im Rollstuhl seinen Monoskibob im Auto verstaute. Ich war beeindruckt. Wir kamen ins Gespräch.“ Nach dem Unfall hat er sich bei ihm gemeldet, um ihm das Monobobskifahren beizubringen. „Der Kontakt hält bis heute“, erzählt er die Anekdote zu Ende. 

 

Sport gibt dem Hotelier Beltrametti weiter wahnsinnig viel. „Biken zum Beispiel: Sich fordern und dabei die Natur geniessen – das erfüllt mich mit Glück. Es ist Lebensqualität“, und Keller fügt hinzu: „Das trifft es exakt. Es erleichtert vieles, wenn man fit ist.“ Beide haben keine Probleme wieder Sport zu schauen, auch wenn Beltrametti Olympia 2002 nicht schauen konnte. Ronny Keller hat schneller den Weg vor den Fernseher wieder gefunden: „Ich schaute schon auf der Intensivstation wieder Hockeyspiele. Das tat zwar weh, aber ich liebe diesen Sport.“ 

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